Vor vielen Jahren las ich ein Artikel des Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel übers Zug fahren. Er nannte diese Zeit im Zug von A nach B „geschenkte Zeit“.
Genauso habe ich unsere Reise auch angesehen. „Geschenkte Zeit“. Wir reisen von Panama nach Französisch Polynesien. Wir halten nicht an, niemand kann ein- oder aussteigen. Keine Termine, kein
Besuch, nicht einkaufen. Wir sind ungestört, eine befristete Zeit unterwegs, jeden Tag aufs Neue im hier und jetzt.
Lange haben Thomas und ich uns auf dieses Abenteuer vorbereitet und als es dann endlich soweit war, begann es ganz unspektakulär. Wir - d.h. unsere MitseglerInnen, Nicole und Tavish sowie Thomas
- und ich sind am 31. Januar 2025 von OTOQUE, einer kleinen vorgelagerten Insel Panamas, gestartet. Wir kannten unsere MitseglerInnen kaum, teilten aber die Leidenschaft und Liebe für’s Segeln
und das Meer.
Es war ein sehr ruhiger Start, mit wenig Wind und Welle, so dass wir uns ohne Stress an die Abläufe und tägliche Routine an Bord gewöhnen konnten. Die Wachen waren so eingeteilt, dass wir
tagsüber jeweils 4- und nachts 3 Stunden auf Wache waren. Wir haben abwechslungsweise gekocht, täglich die Technik an Bord überprüft, Wetterdaten geladen und analysiert, Routen erstellt sowie
Wasser gemacht.
Daneben gehörte die freie Zeit jedem einzelnen für sich.
Einer Freundin beschreibe ich in einem Brief einen Morgen am Ende meiner Wache wie folgt:
„…..da ist Sie, eine dieser unglaublichen Stimmungen, denen ich hier immer wieder begegne, die mich verzaubern und bis in mein Innerstes berühren. Alles ist in weiches Licht getaucht. Der Himmel
übersäht mit kleinen Wolken, zartes rosa geht am milchblauen Himmel in weiss und grau über. Am Horizont verschmelzen Himmel und Meer, unendliche Weite.
Es hat kaum Wind, fast lautlos gleiten wir über das ruhige Wasser welches mit langgezogenen, weichen Wellen unter uns hindurchgleitet. Stetig, immer wieder in einem langsamen, ewigen Rhythmus.
Angeleint stelle ich mich auf den Cockpitrand und sauge alles in mich auf, atme im Rhythmus der Wellen und bin einfach nur glücklich.“
Unzählige Stunden habe ich damit verbracht, aufs Meer und in den Sternenhimmel zu schauen, Vögel zu beobachten und mich an fliegenden Fischen zu freuen. Ich habe Ausschau gehalten, ob nicht
vielleicht wieder Wale oder Delfine in unsere Nähe das Wasser mit uns teilen. Jeder Sonnenauf- und Untergang sowie viele Mond- und Sternenbilder habe ich fotografiert und versucht die Magie im
Bild festzuhalten.
….und so wird unsere Reise und die uns „geschenkte Zeit“ zu einem Ende kommen. Nach 33 Tagen und ca. 4100 sm (7500km) werden wir morgen RIKITEA, unser Ziel auf den Gambier Inseln erreichen.
Wir sind alle in freudiger Erwartung ….
Gabriela
Kommentar schreiben
Susanna Borer (Dienstag, 04 März 2025 00:54)
So schön geschrieben.
Man fühlt sich mitgenommen auf eurer Reise.
Danke Gabi für deine Worte und Fotos
Geniesst eure Reise
jürg wülser (Dienstag, 04 März 2025 01:45)
es ist/war einfach fantastisch mit euch ‚mit zu segeln‘ vielen dank
Roswitha Neubauer (Dienstag, 04 März 2025 01:48)
Hallo ihr lieben schön zu hören das ist wirklich toll geschrieben und so empfindet jeder anders diese Zeit am großen Ozean . Es freut mich das es euch so gut gegangen ist geniest jetzt das baldige ankommen und die Zeit in der Südsee
Ralf SV Lola (Dienstag, 04 März 2025 06:54)
Ich freue mich für Euch, dass alles so gut geklappt hat. Genießt die kommenden Tage und die wundervolle Inselwelt der Gambiers. Auch ich genieße Euren Blog!
Liebe Grüße Ralf.
Edwin (Dienstag, 04 März 2025 08:45)
Herrliche Abwechslung zum lesen nach alles unfassbares was ich gerade wieder gelesen habe bzg Trump Administration. Geniesse die geschenkte Zeit und bleib schreiben und posten.
Corinne (Dienstag, 04 März 2025 09:37)
Liebe Gaby, das hast Du sehr schön geschrieben! Wir freuen uns mit euch dass die Überfahrt ohne grösseren Probleme geklappt hat und ihr bald am Ziel seid :-)
Geniesst la Polynésie française, die Inseln, Strände, Palmen - und eure Zeit weit weg vom schrecklichen politischen Weltgeschehen mit welchem wir hier tagein-tagaus aus allen Medien konfrontiert sind.. Wir freuen uns schon auf neue Bilder und Berichte von euch, liebe Grüsse aus dem frühlingshaften Bern!
Dorothe (Dienstag, 04 März 2025 09:48)
Liebe Gabriela,
ich konnte mich richtig in deine Wachen-Stunden hineinversetzen: das Meer rauschen hören, die Sterne bestaunen, den Morgen beim ersten Lichtstrahl am Horizont begrüßen. Gutes Ankommen und verabschieden sich dann dort eure Mitsegler?
Heidi Feller (Dienstag, 04 März 2025 10:21)
Liebe Gabriela
Gespannt haben wir eure Reise verfolgt und wünschen euch ein gutes Ankommen. Ein unbezahlbares Erlebnis. Danke durften wir ein wenig daran teilhaben. Bleibt gesund und munter.
LG Heidi&René
Bärbel und Michael (Dienstag, 04 März 2025 23:12)
Well done. Super, dass ihr euer Abenteuer genießt, dankbar seid und ohne böse Überraschungen ans Ziel gelangt seid. Wir wünschen euch ein tolles Ankommen und wohltuendes An-Land-Gehen voller Freude. Liebe Grüße an euch vier.
marianne campiche weber (Mittwoch, 05 März 2025 08:02)
ja,die ruehige zeit die"lansamkeit des seins"aufsaugen und geniessen können,das ist eine wunderbare art,einen teil seines lebens so gestalten zu können.geniesst es weiterhin.herzliche grüsse,marianne��